Gestern spazierte ich von der Dönerbude Richtung Auto, in dem der Rest der Sippe ungeduldig auf ihre Familienportion „Pommdöner“ wartete. Überrascht stellte ich fest, dass ich dabei den Britney Spears Hit „Baby One More Time“ vor mir her sang.
Warum tut man sowas? Diese Frage sollte mich gleich noch beschäftigen, aber erst mal wanderten meine Gedanken zu einem Freund meines Bruders, der mir damals 1999, als der Song noch ganz frisch war, sagte, dass er den angeblich zur Gewalt auffordernden Refrain „Hit me baby one more time“ voll daneben fand. Ich war sehr überrascht gewesen, da ich nie auf den Gedanken gekommen war, dass die Wörter „hit me“ etwas mit physischer Gewalt zu tun haben könnte. Tatsächlich bedeutet „hit me“ als Aufforderung (in der Regel) so was wie „tu es“ oder „zeige es mir“. Offenbar sieht Britney das auch so:
„It doesn’t mean physically hit me,“ says Spears. „It means just give me a sign, basically. I think it’s kind of funny that people would actually think that’s what it meant.“
http://www.rollingstone.com/artists/britneyspears/articles/story/5938512/cover_story_britney_spears
Ich setzte mich also ins Auto und wir fuhren los, um die vorderarabische Spezialität zuhause noch wenigstens lauwarm genießen zu können. Während der Duft von mariniertem Kalbsfleisch und in Öl frittierten Kartoffelspalten das Auto füllten, ertönte plötzlich aus dem Radio „My loneliness is killing me…“
Meine erster Gedanke war: „Das darf doch nicht wahr sein, so ein Zufall kann es nicht geben“. Daraufhin setzte das mathematisch geprägte Großhirn ein: „Das ist kein Zufall. Zu unwahrscheinlich. Wie kommt es also zu dieser Überlagerung?“
Wäre ich nun Esoteriker oder Verschwörungstheoretiker, gäbe es allerhand naheliegende Erklärungen, die irgendwas mit Äther, Schwingungen und Weltgeist, oder eben mit Chemtrails und Gedankenkontrolle zu tun hätten.
Aber so bin ich nun mal nicht. Also stellte ich kurzerhand fest, dass der Song im Radio – der Sender war WDR2 – schon im Ausklingen war, und dass es durchaus zeitlich hinkam, dass er gerade begonnen hatte, als ich die Dönerbude verließ. Ich konnte mich gar nicht erinnern, im Laden ein Radio gehört zu haben, aber so ist das nun mal mit Hintergrundmusik. Wahrscheinlich hatte ich im Verlassen gerade den Beginn von „Baby One More Time“ mitgekriegt, was auch erklärte, warum ich ihn danach weiter sang.
So funktionieren Ohrwürmer nämlich (habe ich mal gelesen) – das Gehirn muss quasi zwanghaft die begonnene Sequenz zu Ende führen. Hätte ich schon ein ganze Minute vom Song gehört, wäre mein Gehirn wohl glücklich gewesen und ich hätte Huey Lewis singen dürfen, aber mit nur den Worten „My loneliness is killing me“ musste da erst mal ein befriedigender Abschluss hin. Und so wird man übrigens Ohrwürmer auch los – man soll den Song (oder eine Strophe davon) einmal im Kopf richtig zu Ende singen, am bestem mit großem übertriebenen Finale: „Hit me baby one more time. One more time! Oooone mooooooooore, ONE MORE, OOONONONONONOE MOROROROROROOOOORE…. TTTTIIIIIIMMMMMEEEEEE!!!!!!“. Klirr, Crash, Peng, großes Orchester. Schluss. Aus.