Ich werde immer mehr zum Fan der Niederlande. Das liegt weder an irgendwelchen Fussballern oder Frikandeln, sondern an meinem gestrigen Erlebnis im Schwimmbad Mosaqua in Gulpen.

Was mich da so begeisterte, war nicht unbedingt das Schwimmerlebnis an sich, auch wenn das ehrlich außerordentlich gut war, denn die Anlage war sehr sauber, eher leer, und die Rutschen waren super gewartet (keine fiesen ausgewaschenen (und weggeschimmelten) Fugen zwischen den Teilen, die deinen Rücken malträtieren) und die Wildwasserbahn war angenehm wild, schmerzhaft und gefährlich.

Es konnte auch nicht an unserer tollen Begleitung liegen, denn die waren nun mal deutsch und nicht niederländisch. Selbst das köstliche Salatbuffet die zwei Eimer Fritten , die wir verputzt haben, waren nicht ausschlagebend.

Was aber den Tag unvergesslich und mich zum glücklichen Oranje-Im-Geiste werden ließ, waren tatsächlich die Umkleidenkabinen – denn diese waren mit nicht weniger als drei (in Worten „DREI„) Kleiderhaken pro Kabine ausgestattet! Was bin ich im Laufe meiner Schwimmbadkarriere an diesen diesen Haken verzweifelt. Meistens gibt es bloß einen, selten zwei Haken, und häufig kann man die Bügelnetzteile, die es im Schwimmbad gibt, aus Kompatibilitätsgründen nicht mal dran hängen… Und dabei ist das Umziehen auf einem halben feuchten Quadratmeter schon schwierig genug, ohne dass man die einzelnen Kleidungsstücke und die klatschnassen Badeklamotten in ausgefuchster Reihenfolge auf den Schuhen balancieren und über der Kabinenwand drapieren muss.

Aber hier gab es – ich sage es nochmal – drei Haken, und das Bügelnetzding konnte man da auch anstandslos dranhängen. Was folgt daraus?

Möglichkeit 1: Kleiderhaken sind in Holland deutlich preiswerte als in Deutschland. Um diese Hypothese zu überprüfen, müsste ich mal in einen Baumarkt jenseits der Grenze fahren. Der Haken (Wortspiel!) daran: dies würde nicht erklären, warum aachener Schwimmbäder so wenig Umzugskabinenkleiderhaken, denn wir liegen schließlich an der Grenze zu Holland. Und selbst städtische Einrehichtung müssen ihr Inventar nicht aus dem eigenen Land beziehen, das wäre ja gegen europäisches Recht.

Möglichkeit 2: Niederländische Schwimmbäder haben ein großzügigeres Hakenbudget als ihre deutschen Konterparts. Dieser etatmäßigen Besonderheit liegt vermutlich irgendein Rechtsstreit zugrunde, bei dem es um nasse Socken ging. Innerhalb der nächsten drei Jahre wird die europäische Rechtssprechung dafür sorgen, dass auch die Holländer wieder mit anderthalb Haken auskommen müssen.

Möglichkeit 3: Irgendein Architekt oder Innenausstatter (oder zuständiger Azubi, von mir aus) hat einfach mal sein Hirn eingeschaltet. Wäre ja mal was. Ist die unwahrscheinlichste Variante.

Möglichkeit 4: Das ganze ist ein großes Missverständnis. Die Haken sind nur Kunst.

Möglichkeit 5: Der Azubi „aus Möglichkeit 3“ hat aus Versehen zweiundvierzig Kisten voller Haken statt die eigentlich gewünschten vierundzwanzig Kisten bestellt. Klassischer Zehner-Einer-Tausch, weil die Holländer bei der Zahlenaussprache – genau wie wir Deutschen – den Einer vor dem Zehner nennen. Daraufhin hat der verzweifelte Azubi die überzähligen Haken an den Innenseiten der Kabinen angebracht, wo sie sein Chef nicht sehen konnte.

Trotzdem ein tolles Land!

Über Pfeffermatz

... ist ein schokonalytischer Glühwurstematiker.
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3 Antworten zu

  1. franhunne4u schreibt:

    Ne, ne – das liegt einfach daran, dass in den Niederlanden die Haken sich nicht so sparsam wie in Deutschland vermehren … Wenn man von vorneherein zwei Haken anbringt, gibt es bald einen dritten … Du weißt schon, wenn sich nachts Papa Haken und Mama Haken .. ach, was, das muss ich DIR doch nicht erklären.

  2. Ede schreibt:

    Das sollte man sofort in Brüssel melden: Dieses Schwimmbad ist nicht EU-konform 😀

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