Ein paar unserer Übernachtungen auf dem weiten Weg nach Sardinien hatten wir mit Frühstück gebucht. Das ist bei einer Italien-Reise nicht unbedingt sinnvoll, da das typische italienische Frühstück gerade mal aus einem abgelaufenen Bundeswehr-Hartkeks und einem Fingerhut voll in Abwasser aufgelöstem verbranntem Koffein besteht.
Trotzdem hatten wir Glück: in unserem Apartment am Comer See standen zwar auf dem Frühstücksregel tatsächlich nur krümelig verpacktes Brotsurrogat, dafür war der Kühlschrank mit Würstchen, Schinken, Käse, Joghurt, Eier, Cola, Bier und Aperol gefüllt. Und auf der Fähre von Sardinen nach Piombino (Abfahrt 8 Uhr morgens) gab es unter anderem Croissants und Rührei mit Speck, genauso wie am nächsten morgen auf dem Zeltplatz in Pisa. Weiter so!
Falls sich einer mal gewundert haben soll, warum die Fusilli von Barilla die Nummer „98“ tragen, so liegt das daran, dass es in Italien tatsächlich unzählige Arten von Nudeln gibt.
Als Mathematiker muss ich mal anmerken, dass sie fast alle topologisch äquivalent sind, im Grund genommen gibt es nur Stangen, Röhren (was eine Stange mit Loch ist; bzw. ist eine Stange eine degenerierte Röhre mit Lochdurchmesser = 0) und Platten (was eine platt gedrückte Stange sein könnte, alternativ könnte eine Röhre auch eine zusammengerollte Platte sein. Diese Röhren und Platten unterscheiden sich halt in ihren Dimensionen, und zusätzlich können diese noch um bestimmte Achsen gedreht werden (so sind Macaroni einfach nur mehrfach um die Längsachse gedrehte Platten). Schmecken tun sie übrigens alle gleich, aber irgend eine künstliche Vielfalt braucht man wohl, wenn sein Leben lang zwei Mal täglich Nudeln isst.
Da sind wir Deutschen nicht anders: Morgens Brot, Abends Brot, dazwischen ein Pausenbrot: kein Wunder, dass es über dreihundert Brotsorten in Deutschland gibt! So wie Käse in Frankreich und Steak-Soßen in Amerika. Dabei kann man aus physikalisch-biologischen Gründen höchstens sieben Brotsorten geschmacklich unterscheiden, und bei Käse gibt es eigentlich nur: buttrig, ranzig, und unterschiedliche Grade von stinkig.
Und Rotwein erst! Überall auf der Welt unterscheiden die Menschen tausende von Sorten, nach Traube und Berghang und Erntezeitpunkt und Schuhgröße des Fassherstellers und schlussendlich noch nach Jahrgang! Dabei gibt es bei Rotwein eigentlich nur verschiedene Grade der Süße, von „trocken wie ein angekohltes Stück Pinienholz“ bis „Kaugummi“. Cola gibt es in ähnlich unsinniger Vielfalt, dabei könnte man sogar die ganze Wein-Landschaft unter „Cola/mit Trauben/alkoholhaltig“ subsummieren.
Aber zurück zu Italien: die größte kulinarische Überraschung unserer Reise waren die Kekse von Barilla, die unter dem Markennamen Molino Bianco verkauft werden. Auch da gibt es etliche Sorten, und jede, die wir probierten, war köstlich! Bahlsen könnte echt einpacken, wenn die sich hier breit machen würden.
Das größte Highlight italienischer Cuisine habe ich noch gar nicht erwähnt: Nutella, natürlich! Aber die ist ja schon so was von eingedeutscht, darauf muss ich hier gar nicht eingehen. Nutella darf man inzwischen als Nutella & GO ganz ungeniert aus der Packung mit beiliegenden Brot-Sticks löffeln, die Italiener packen da allerdings noch einen Zuckerschock drauf und geben da noch Eistee dazu.
Und trotzdem haben wir uns außer Haus hauptsächlich von Pizza ernährt, was sonst! Pizza ist preiswert und sättigend und sicher, denn es gilt ja die ewige Weisheit:
Eine schlechte Pizza ist immer noch gut.
Und Pizza gibt es ja auch in unanständiger Vielfalt, und man muss nur „pizza con prosciutto e ananas“ bestellen, um sich in Italien als Deutscher zu outen. „Alora, aine pizza HAWAII!“, sagt der Kellner dann. Wahrscheinlich ist diese süß-salzig-Mischung zu deutsch. Was mich zur Frage bringt: warum gibt noch keine Nutella-Pizza?
Warum es soviele Nudelsorten gibt? Kochen sie eine nette Tomatensauce, geben Sie sie einmal über einen Teller Makkaroni, dann über einen Teller Cappelini (das sind diese ganz dünnen „Spaghetti“), und probieren Sie beides.
Das ist (für mich) ein Unterschied wie Tag und Nacht, weil unterschiedliche Texturen und Konsistenzen im Mund ganz unterschiedliche Aroma-Verteilungen ergeben.
Das müsste man vielleicht sogar berechnen können, aber davon habe wiederum ich keine Ahnung.
Die Formel lautet: Geschmack = Durchmesser der Nudeln mal Konsitenzquotient des S0ße durch Geschmackknospen-Ausbildungsgrad plus Salzbedarfsfunktion angepasst um den Alkoholgehalt des Rotweins.
Könnte hinkommen.
Der ganze Artikel klingt ein bisschen nach rotweininduziertem Schwung, und dieser Kommentar erst recht. Prost 🙂
Meine Meinung zu Nudeln hätte ich nicht besser in Worte fassen können. buchstäblichs Einwand bezüglich Konsistenz, Textur und Aromaverteilung ist sicher richtig, trotzdem stehe ich den verschiedenen Nudelformen vergleichsweise indifferent gegenüber, die sind mir Jacke wie Hose. Aber ich bin natürlich auch kein Nudelmensch, da ich von nördlich der Nudel-Kartoffel-Grenze stamme und Nudeln gar nicht als vollwertiges Essen auf der geistigen Landkarte habe. Echtes Essen ist kartoffelbasiert…
Die Kekse würden mich interessieren, und wie man Ananas auf Pizza tun kann, erschließt sich mir nicht, wie auch viele andere gerngenommene Zutaten. Meine idealtypische Pizza (egal, was man in Italien drüber denken mag) enthält gute Salami (nicht diese verkappte Cervelatwurst, die sie hierzulande immer drauftapezieren), Kochschinken, eingesalzene Sardellen, Oliven (grüne oder trocken eingelegte, echte schwarze oder beides), Sardellen und viel Knoblauch. Und ein bisschen Scharf, wie beim Döner.
Dass Pizza in Deutschland so beliebt ist, wundert mich nicht, ist ja letztlich auch nur eine Art Brot…