In der Mathematik wimmelt es von normalen Dingen. Es gibt normale Zahlen, Vektoren, Matrizen und Räume, die aber beim ersten Hinsehen gar nicht so normal wirken. Wer steht schon den ganzen Tag senkrecht oder kommutiert regelmäßig mit seiner Transponierten?
Und trotzdem sind diese normalen Dinge gut. Sie machen das Leben einfach. Plötzlich ergeben sich Nullen oder disjunkte Umgebungen oder wenigstens gesicherte Verteilungsaussagen, wo vorher nur Chaos, Kuddelmuddel und Unvorhersagbarkeit war.
Darauf möchte ich heute hinaus: Normalsein ist gut. Normalität ist erstrebenswert. Ja, Normal ist toll!
Und da muss ich mir selber an die Nase fassen. Beim näheren Betrachten dieses Blogs stelle ich nämlich fest, dass auf diesen Seiten ausgesprochen wenig Normalität herrscht. Stattdessen überwiegen eher abnormale Beiträge, wie…, ach, ich erspare mir eine Liste mit Links, dann erstens wäre sie ausgesprochen lang, und zweitens röche das arg nach Klicktreiberei, was beides keinesfalls als normal durchgehen kann.
Normale Artikel sind gut recherchiert, behandeln gesellschaftlich aktuelle und relevante Themen, sind logisch stringent und sprachlich ansprechend. Mit Logik und Sprache kenne ich mich etwas aus, aber mit Recherche und Relevanz bin ich hoffnungslos überfordert. Weil keine Zeit und keine Ahnung.
Ups, seht ihr? Schon ist es mit der Sprache auch nicht mehr weit her.
Artikel mit Katzen sind, glaube ich, gesellschaftlich relevant. Ich habe keine Katze. Und natürlich Politik, so mit Ausland und AfD und Arbeitslosenstatistiken und Akronymen und Asylverfahrenbeschleunigungsgesetzen, aber da weiß ich echt gar nichts von. Ich habe da nicht mal eine Meinung zu, genau so wenig wie zu Kunst oder zu Großstadtbauprojekten.
Ich kann auch nicht über die Reichen und Mächtigen schimpfen, weil ich nicht ausreichend recherchiert habe, warum sie zu den Bösen gehören und insgeheim die Befürchtung habe, dass einige von ihnen total nett sein könnten.
Ich kann keinerlei Beweise zu irgendeinen der gängigen Verschwörungstheorien vorlegen; so weiß ich zum Beispiel vom Internationalen Judentum so wenig wie von Katzenpflege. Außerdem finde ich die Idee eines weltumspannenden Tums ziemlich cool und bin sogar ein bisschen neidisch, da nicht zuzugehören. Andererseits bin ich ja katholisch getauft und irgendwann ausgetreten, vielleicht bin ich ja Teil des Internationalen Ausgetretenen Christentums und wusste bisher nur nichts davon. Oder ich bin als promovierter Mathematiker passives Mitglied des Internationalen Nichtmedizinischen Doktortums. Auf das nichtmedizinisch lege ich übrigens wert, ich möchte nämlich nicht, dass mein Kommentarbereich mit Fotos von Ekzemen mit der Bitte nach einer Diagnose befüllt wird.
Hmmm…
Allmählich schwant mir, dass auch dieser Artikel voll unsenkrecht wird. Ich gehe jetzt mal eine Runde kommutieren, entschuldigt mich.
Für die, die dran geblieben sind, hier ein immerhin normahles Video.
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Danke für den Link!
Ich finde exkatholische nichtmedizinische Doktoren total normal. Da würde ich mich jetzt gar nicht senkrecht stellen.
Ah, eine Nordnormalinerin, quasi eine Schwester im Geiste 🙂
Ich frage rein informativ und ohne jeden ermahnenden Hintergedanken: Du hast keine Meinung zur AfD? So gar keine?
Ups, ich hatte diesen Kommentar zwischendurch irgendwie aussortiert, sorry!
Zu deiner nicht-ermahnenden Frage: habe ich sehr wohl, aber nicht innerhalb dieses eher ironisch-unterhaltenden Postings, welches mehr eine glossenhafte Schreibübung als eine seriöse Dingsgeschichte (mir gehen gerade die Wörter aus) darstellt.
Alles klar, verstanden. Danke!