Welcome to the world of cheesy Weihnachtsmusik

Ich möchte mich an dieser Stelle – passend zur Adventszeit – bei allen Fans von John Miles entschuldigen, denen ich in meinem letzen Beitrag mit meiner Kritik an Music zu nahe getreten bin. Ich behauptete, die Melodie sei „lachhaft simpel“. Es folgt eine Richtigstellung: die Melodie ist derart kompliziert, dass ich Noten aus dem Internet herunterladen musste, um sie nachzuspielen. Und das tue ich auch – Music auf dem E-Piano spielen. Und zwar zur Adventszeit, statt Last Christmas. Weil es mir leid tut.

Ich behauptete ebenfalls, dass die Harmonie „lachhaft simpel“ sei. Stattdessen hätte ich ungefähr folgendes sagen sollen: bis auf einen abrupten Wechsel im Mittelteil von Dur nach Moll, ist die Harmonie vielleicht unspektakulär, aber keinesfalls „lachhaft“. Und auch der Text, so behauptete ich, wäre „lachhaft simpel“: naja, das war wohl eher noch eine Untertreibung.

Was ich gar nicht erwähnte, war der Rhythmus: der eben erwähnte Mittelteil steht nämlich zur Hälfte im 7/4-Takt. Bei solch ungewöhnlichen Rhythmen spricht man gerne von Math-Rock. Um so mehr ein Grund, Music von John Miles – gerade jetzt, zur versöhnlichen Adventszeit – zu würdigen. Ich finde das Lied aber trotzdem scheiße.

Sorry, nein, ääh, Entschuldigung, wirklich…, also das wollte ich so wirklich nicht sagen, gerade zur Adventszeit und so. Ich meine, dass ich das Lied trotz seiner zweifellos bestehenden Qualitäten nicht… also… was ich meine, ist, dass ich… – also, ich neige, wie so manch ein frustriertes Opfer unserer überbefriedigten dekadenten Konsumgesellschaft, hin und wieder zu pervers angehauchten Gewaltfantasien, und…, ähm.., also, diese Fantasien handeln dann doch hauptsächlich davon, dass ich das Video für Music aufnehme, und äh…, irgendwie kommen da E-Gitarren und sich räkelnde Models vor und so, aber ich überlasse die Details aus Gründen des Jugendschutzes dann doch lieber dem geneigten Leser.

Was ich, jetzt, hier, in dieser wundervollen und hoffnungsspendenden Adventszeit sagen wollte: Es tut mir leid, ich mag Music nicht. Aber ich versuche es. Manchmal. Und ich bin bereit, solche Menschen zu mögen, die Music mögen. Und als Zeichen meines Entgegenkommens, stelle ich hier, zum ersten Mal in der Geschichte von Pfeffermatz, selbst eingespielte Musik zur Verfügung. Und zwar als Youtube-Video, weil mein WordPress-Konto in der Geizhals-Version es mir nicht erlaubt,  Musik hochzuladen. Dabei stehen übrigens weder die künstlerische noch die aufnahmetechnische Qualität im Vordergrund, sondern der weihnachtliche Aspekt der Versöhnung zweier Lieder, die jeder für sich viele treue Fans haben.

Räkelnde Frauen kommen darin nicht vor, und wenn, dann kann man sie weder sehen (da Standbild) noch hören (da sie sich, wenn überhaupt, leise räkeln). Viel Spaß damit und frohe Weihnachten!

Über Pfeffermatz

... ist ein schokonalytischer Glühwurstematiker.
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8 Antworten zu Welcome to the world of cheesy Weihnachtsmusik

  1. Nesselsetzer schreibt:

    Wunderbar, sehr versöhnlich. Die butterschmierig klingende Miles-Synthesizerstimme wirkt auf mich wie letzte Atemzüge des Pianisten – mit einem Messer im Rücken. Aber letztendlich werden beide Tralalawerke auch in dieser Kombination nicht besser – wie bei verschiedenen Fäkalien, die ja auch nicht wohlriechender werden, wenn man sie kräftig vermischt. Die Reaktionen gegen Deine Miles-Abneigung müssen Dir ganz schön zugesetzt haben.

    Für das Spielen selbst werde ich mal ´nen Euro in die Mütze werfen – falls ich mal in der Gegend bin. Eine schöne restliche Adventszeit!

  2. gnaddrig schreibt:

    Im Zusammenhang mit schmalziger Adventsmusik möchte ich auf dieses interessante „Projekt“ von John Scalzi hinweisen: While I Am Out and About, a Question to Keep You Occupied.

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